"... Die Werke des Fotokünstlers Horst Jösch (geboren 1966) sind der Wirklichkeit entrückte, jenseits von realer Zeit und Ort stehende suggestive Bilder, die von Natur-, Landschafts- und Architektur-eindrücken ausgehen. Die analogen Bildwerke gehören der subjektiven inszenierten Fotokunst an. Durch Variationen in der Schärfentiefe und Überlagerungen verschiedener Raum- und Bildebenen steigert der Künstler die Wahrnehmung von Natur und Landschaft ins Surreale und Visionäre. Natur erscheint zugleich nah und fern, real und irreal. ..."

Auszug aus 'Landschafts-Innen-Bilder' von Dr. Nicola Carola Heuwinkel                  zum Text als pdf

 

 

 

 

 

"... der Fotograf Horst Jösch versteht es durch seine Kunst, die Grenzen der Wahrnehmung über das rein Sichtbare hinaus zu verschieben. Seine Arbeitsweise zeigt sich hier im Felde zweier Vorgehensweisen: die erste besteht darin, ein Objekt so zu fotografieren, dass sein Charakter durch Schärfe und Unschärfe in Gegenüberstellungen enthüllt wird. Als Landschafts- und Architekturfotograf nutzt Jösch diese Unschärferelation als ein stilistisches Mittel seiner Bildsprache – weg von einer dokumentarischen und Realität vermittelnden, hin zu einer metaphorischen, subjektiven Auffassung zeitgenössischer Fotografie. Die zweite Weise nun, sich ein Objekt so zu erarbeiten, das es eine zuvor nur in der Vorstellung des Fotografen existente Idee zu illustrieren vermag, stellt seine Bildwerke in den Dienst des Erkenntnisdranges und der Verbildlichung geistiger Vorstellungen. Doch geben beide seiner Wege uns symptomatische Einblicke in die Welt seiner Vorstellungen, Ängste, Träume und Wünsche. Seine Fotografien imponieren somit als Dokumentationen unseres Bewusstseins vor der Fragwürdigkeit aller Erscheinungen..."

 

Dr. Susanne Höper-Kuhn

 

 

 

  

 

 

 

• La Serena

• Flower Power

Close to Green

• Diorama

 

 

 

La Serena (Landschaft)

‚La Serena' ist zunächst einmal ein Ort in Chile, dem Geburtsland von Horst Jösch.

‚La Serena' kommt aus dem Spanischen und steht für Heiterkeit, Gemütsruhe, Gelassenheit und Ruhe.

Horst Jösch verbindet für sich mit 'La Serena' vor allem Orte der Stille. Das sind Orte, an denen er seine innere Ruhe findet, Sinnlichkeit entdeckt und seine Gedanken schweifen lassen kann abseits der allgegenwärtigen Hektik und Schnelllebigkeit. Hier kann er eintauchen in eine andere Welt, die bestimmt wird von den Prozessen und Kreisläufen der Natur. Hier hat jedes Lebewesen, jede Pflanze eine Daseinsberechtigung unabhängig von potentiellen Markt- und Nutzwerten.

 

‚La Serena' ist aber auch der Titel eines Langzeitprojektes Jöschs, in dem er sich immer wieder mit seiner besonderen Affinität zur Natur, ihren Prozessen, dem was sie den Menschen gibt und was er mit ihr verliert, auseinandersetzt.

 

‚La Serena' beschreibt besondere Stimmungen und Eindrücke die die Natur thematisieren. Jösch dekonstruiert durch das Arbeiten mit selektiven Unschärfen etablierte Sicht- und Denkweisen. Durch die Reduktion von Bildinhalten im Sinne einer Abstraktion wird eine Stimmung vermittelt und beim Betrachter evoziert. Eine Stimmung in der die Landschaft in eine unbestimmte, zuweilen entrückte Szenerie überführt wird. Dabei löst sich das Objekt aus seinem Raum- und Zeitkontinuum, gleichzeitig wird Jöschs Geisteshaltung bzw. Seelenzustand reflektiert.         zu den Bildern

                                                                                  

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Flower Power (Polagramm)

’Flower Power’ ist der Titel einer Serie von Fotogrammen, mit der sich Horst Jösch im Genre der kameralosen Fotografie bewegt.
Ausgangspunkt ist die sachliche Auseinandersetzung mit der Natur; das Sammeln, Bestimmen und Ordnen von Pflanzenteilen. Aus diesem Ansatz einer wissenschaftlich, technischen Herangehensweise, entsteht ein Bild, welches ausgestattet mit einer poetischen Erzählstruktur im deutlichen Kontrast zu seinem ursprünglichen Produktionsprozess steht. Während in der Wissenschaft dem Portraitieren von Pflanzen ein rein dokumentarischer Charakter anhaftet, der Wissenschaftler ausschließlich den Vergleich und die Archivierung anstrebt, strahlen die Arbeiten von Horst Jösch weit über diesen Aspekt hinaus. Die Arbeit „Flower Power“ ist weniger eine systematische Dokumentation als mehr eine sinnliche Annäherung an eine das Objekt umschließende Aura. Die Dekontextualisierung der Pflanzenteile, die Konzentration auf die Form und die farbliche Reduktion erhöhen den Abstraktionsgrad dieser Werke. Die Körper scheinen sich auf ihrem Träger, dem Papier, aufzulösen, die Konturen verwischen; was bleibt, ist ein flüchtiges Bild, eine Erscheinung. Die Reduktion der Volumina in eine schemenhafte, fast mystische Darstellung evoziert, sowohl beim Betrachter als auch im Begriff der Bildwerdung beim Fotografen selbst, ein Abgleichen zwischen im Unterbewusstsein abgespeicherter Referenzbilder und dem entstandenen Bild. Der klaren Methodik steht die idealisierende und poesierende Haltung des Künstlers entgegen.

Den Titel hat Horst Jösch in Anlehnung an die politische Bewegung der 60-er Jahre gewählt, eine Zeit, in der man Ideale verfolgte und bereit war für diese zu kämpfen. In Zeiten, in denen der Begriff der Rückbesinnung allgegenwärtig ist, ist es demnach für den Künstler erstrebenswert sich der Natur zuzuwenden und sich an ihre existenzielle Bedeutung für den Menschen zu erinnern, sich für ihren Schutz einzusetzen – für ’Flower Power’.

N. Brauhauser        zu den Bildern

 

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Close to Green

"...Bei der neuesten Serie, „Close to Green“ (2009), geht Jösch noch einen Schritt weiter. Er bringt Gegenstände außerhalb der Fotografie, in diesem Fall Wildpflanzen, mit der Fotografie zusammen, indem er Dias auf diese Pflanzen projiziert und das Ganze abfotografiert. Auslöser war die Idee, den zivilisierten urbanen Raum mit dem Bereich der Natur visuell zusammenzubringen, also quasi von der Natur zurückerobern zu lassen. Zwar arbeitet er hier nicht mehr mit der selektiven Unschärfe, aber durch die verschiedenen Ebenen entstehen auch hier Unschärfen, je nachdem ob die Kamera auf die Projektionswand oder die Pflanzen scharfgestellt wird. Wieder entsteht eine räumliche Schichtung. Noch komplizierter wird es, wenn der Raum außerhalb des Bildes durch Spiegelungen in das Bild hereingeholt wird, so dass sich das Äußerste ins Innerste verkehrt. Es entsteht eine Collage aus verschiedenen Ebenen und verschiedenen Realitäten: 1.) Der Realität des Stadtraumes als Gegenüber, 2.) des Stadtraumes außerhalb des Bildausschnitts, der in das Bild hineinprojiziert wird, 3.) die Pflanzen aus dem Raum der Projektion. Was so kompliziert klingt, ist auch kompliziert oder mit einem anderen Wort: komplex. So komplex und vielschichtig wie die Welt, die sich Jösch vor die Linse geholt hat. ..."

 

Sabine Müller        zu den Bildern

                                                                                                                                                     

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Diorama

Diese Aufnahmen sind als Teil des Projekts 'Notional Football' zu sehen und daraus entstanden. Dem Kommerz im Fußball setzte ich in meinem Projekt einen Gegenpol, indem ich teilweise mit Hilfe eines Tipp-Kick-Spiels das Geschehen wieder aus den Arenen heraushole und im übertragenen Sinne für jeden, jeden Alters und jeder Schicht, zugänglich mache. Die Schärfeverlagerung in den Bildern bewirkt eine Miniaturisierung, was wiederum den Kontrast zum Kommerz und Umfang des Fußballgeschäfts verstärkt.

Den Begriff Diorama habe ich bewusst gewählt. Bei den Bildern handelt es sich nicht um echte Dioramen, dennoch haben sie den Augenschein. Bei meinen Fotgrafien sind die Hintergründe real und die Fußballspieler bilden eine Art Kulisse und ergänzen das Bühnenbild. Ich spiele sozusagen nicht nur mit den Figuren sondern auch mit den Begriffen.        zu den Bildern

                                                                                  

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